Das ehemalige Betriebsareal der Continental Reifen- und Gummiwerke ist ein Ort der Zwischenzeit. Ein industrieromantischer Abenteuerspielplatz. Als Wahrzeichen ist der 51 Meter hohe Wasserturm geblieben. Auf der Landzunge tummeln sich im Sommer Badende. Bald schon soll hier mit der Wasserstadt Limmer ein neues Stadtquartier für bis zu 5.000 Menschen entstehen. Matthias Lehmanns Projekt macht die Zeit als bestimmenden Faktor des Grundstücks erlebbar. Es nutzt den Wasserturm als Herzstück einer überdimensionalen Sonnenuhr: Dessen Schatten fällt bei unbewölktem Himmel zwischen 9 und 16 Uhr auf massive, aus Beton gegossene Ziffern im sandigen, von Pioniergewächsen bedeckten Untergrund. Der Titel 12 Uhr Mittags zitiert dabei einerseits einen Westernklassiker – ein Spiel mit der prärieartigen Landschaft. Andererseits ist der Zeitmesser am Mittag ausgerichtet. Zwar ergeben sich durch den veränderten Sonnenstand über die Monate Ungenauigkeiten. Doch die Zeit franst nur an den Rändern aus. Die 12 bleibt Referenz.
Der 1975 in Karl-Marx-Stadt geborene und in Meißen lebende Künstler hat Erfahrung mit Licht und Schatten. Nach seinem Meisterschülerabschluss an der HfBK Dresden bezieht er in seinen Installationen häufig die natürliche Beleuchtung mit ein. Seine Arbeiten ergänzen ihren Orts- durch einen Zeitbezug. In Hannover Limmer nutzt Lehmann die Sonne nicht nur als Projektor einer ablesbaren Uhrzeit. Vielmehr deutet er durch die Konstruktion seiner Turm-Uhr grundlegende soziale Funktionalitäten an und nimmt den Strukturwandel durch einen kleinstmöglichen baulichen Eingriff vorweg.