Warmfront
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Warmfront

Anja Sonnenburg

 

Kartographie ist immer auch ein wenig Fiktion. Eine gute Karte macht verdichtete Informationen ablesbar, abstrahiert Zusammenhänge in der Draufsicht. Andererseits erzählt sie dem, der ihr Zeichensystem lesen kann, Geschichten über Hintergründe und Voraussetzungen. Anja Sonnenburg aus Berlin, wo sie 1966 geboren wurde, arbeitet in ihrer Kunst häufig mit Statistiken und deren Visualisierung, mit Zeichen- Sprach- und Datensystemen. Sie schloss ihr Studium an der HfBK Dresden und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee als Meisterschülerin ab und thematisiert seither historische und aktuelle Zusammenhänge häufig in öffentlichen Räumen.

 

In ihrer Installation Warmfront geht es um Klima und dessen Auswertung, Aufzeichnung und Darstellung. In Zeiten eines beängstigend schnell voranschreitenden Klimawandels lassen starke Schwankungen gerade in einem Agrarland wie Niedersachsen gravierende Konsequenzen erahnen. Im idyllischen Park des Herrmanshofs erzählt die Künstlerin vom heißesten Tag in Deutschland seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung. Sie überträgt die Wetterkarte dieses 5. Juli 2015 mit weißer Schnur, milchigem Acrylglas und weiß lackiertem Styropor auf eine geschützte Wiese, auf der die Welt noch in Ordnung erscheint. Zwischen Hochs und Tiefs, Kalt- und Warmfronten, Temperaturzahlen, Windrichtungen und Tendenzen wird Hitze ablesbar, als sichtbar gewordene Erinnerung und mahnende Erzählung. Dass das Wetter dabei auf den ersten Blick mit einer topografischen Landkarte verwechselt werden kann, zeigt, wie wesentlich die Fähigkeit, abstrakte Informationen deuten zu können, geworden ist.