Wälder waren schon immer Orte intensiver Naturerfahrung. Von den heiligen Hainen, in denen Naturgeister verehrt wurden, bis hin zu Henry David Thoreaus literarischem Bericht Walden, seit 1854 Blaupause für die Sehnsüchte von Aussteigern. Wälder sind Orte der Phantasie und Mystik. Nicht wenige Menschen sprechen Bäumen eine Seele zu. Der 1966 geborene Greger Ståhlgren aus Alsinsås in Schweden nutzt den Wald häufig als Schauplatz seiner Annäherungen von Natur und Handwerk. Mit Humor und Sinn für Abseitiges lässt er hier Arbeiten als visuelle Poesie entstehen, in der sich persönliche und kollektive Erinnerungen spiegeln.
Nach einem Studium an der Domen Art School in Göteborg ist in seinen Installationen oft die Sinnlichkeit des Materials zwischen nachempfundener Natürlichkeit und nicht verborgener Künstlichkeit von Bedeutung. So erzeugt er atmosphärische Überlagerungen – nicht zufällig ist sein bevorzugtes Stilmittel in der Fotografie die Doppelbelichtung. Für seine Land-Art-Projekte ist Echo charakteristisch. Am Saum eines Laubmischwaldes auf dem Benther Berg verlängert Ståhlgren die Wurzeln eines Baumes in surreale Auswüchse: Vier große hölzerne Trichter recken sich dem nahe gelegenen Wander- und Radweg entgegen. Irgendwo zwischen Trompeten und Hörrohren könnte der Baum in einer phantastischen Welt durch sie sowohl lauschen als auch Töne erzeugen. Dabei müssten sich seine Kommunikationspartner nicht einmal direkt vor ihm befinden. Von seinem Standort aus öffnet sich die Landschaft. In der Ferne lassen sich sogar Hannover und dessen über 500.000 Bewohnerinnen und Bewohner erahnen.